Dienstag, 19. Juni 2012

Wirtschaftsförderung mit Brachialgewalt

Nachdem geschlossenen Immobilienfonds die Steuersparanreize entzogen worden, ist es für die Initiatoren schwerer geworden, müssen sie doch künftig unter Beweis stellen, daß sich ihre Objekte rentieren. Das ist angesichts eines fußkranken deutschen Immobilienmarktes derzeit im Inland reichlich schwierig.
Daher locken viele Anbieter gerne mit dem Flair boomender, exotischer Länder. En vogue ist derzeit Dubai. Das arabische Fürstentum gilt gemeinhin als eine der großen Erfolgsgeschichten der Moderne. Viele große Unternehmen verlegen ihren regionalen Sitz nach Dubai, um von hier den Nahen Osten, Afrika und den indischen Subkontinent zu bearbeiten. 1,5 Millionen Einwohner zählt Dubai bereits, 90 Prozent von ihnen Ausländer.

Dubai boomt - nicht nur aufgrund des hohen Ölpreises. Scheich Mohammed bin Rahid Al Maktoum ist entschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen und das kleine Fürstentum mit seinen rund 150.000 Einheimischen zu einem Schlüsselfinanzplatz und einem international führenden Tourismusziel der Welt zu machen. Bis zum Jahr 2010 sollen jährlich 15 Millionen Urlauber jährlich ins Land kommen. Schon jetzt sind es circa fünf Millionen im Jahr.
Dabei ist der Scheich nicht zimperlich und greift zu einer Wirtschaftspolitik, die nur noch mit dem Laissez-faire des früheren französischen Kapitalismus zu vergleichen ist. Es gibt kaum Umweltschutzauflagen, kaum eine Kontrolle der Geld- und Warenströme, keine Einkommensteuer und andere direkte Steuern. Unternehmenssteuern werden nur für Geldinstitute und die Erdölindustrie erhoben. Lediglich ein paar Verbrauchssteuern sowie eine Tourismus- und Servicesteuer werden erhoben.
Wer also immer Geschäfte in Dubai machen will, hat es leicht. Daß das zieht, zeigt sich an der spektakulären Bautätigkeit. Überall, heißt es, wird in der City gegraben und gebaut, und die Skyline wird vor allem von Riesenkränen dominiert. Der mit tausend Meter höchste Wohnturm der Welt soll entstehen, ein Unterwasserhotel und Skihallen.
Keine ausgezeichneten Transparenz-Ratings
Unter diesen Umständen ist Platz für das ein oder andere Bauprojekt und so versprechen auch die Initiatoren geschlossener Fonds gute Renditen. Alternative Capital Invest (ACI) werben für ihre „II. Dubai Tower KG“, einen 45-stöckigen Turm mit Wohnungen und Büros mit Zwischenausschüttungen von bis zu zwölf und einer Endausschüttung von bis zu 141,27 Prozent im Laufzeitende 2009.
Die Dubai 1000 Verwaltung GmbH der Unternehmensgruppe Georg Recker, die unter anderem das „Dubai Magazin“ herausgibt, wirbt für den „Dubai 1000 Hotel-Fonds“, dessen Planung den Bau oder Erwerb eines klassisch modernen Hotelneubaus in der 4-Sterne Kategorie mit mindestens 1.000 Zimmern und einer dazugehörigen Parkgarage vorsieht. Der Fonds läuft bis 2017 und soll in dieser Zeit jährlich zwischen neun und zwölf Prozent ausschütten.
Bei den Spezialisten, die sich mit dem Wertgehalt von geschlossenen Immobilienfonds befassen, stoßen die Projekte auf unterschiedliche Resonanz. Der „Anlegerschutz-Report“ hat für fünf aktuelle Projekte ein Transparenz-Rating abgegeben. Den strengen Augen konnte keiner der geprüften Fonds zur Gänze Stand halten, zwei erhielten sogar die niedrigste Einschätzung „??“.

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