Dienstag, 19. Juni 2012

Nazis versteckten das Bernsteinzimmer an der Ostsee


Doch was macht Wermusch so sicher, dass das Bernsteinzimmer dort zu finden sei?
image Wermusch: „Weil ich im Jahre 2001 kurz vor dessen Tod noch mit dem Piloten sprechen konnte, der beim Transport des Bernsteinzimmers dabei war. Er hieß Peter Wälisch. Ich fand ihn im Dorf Seelow im Oderbruch im Land Brandenburg. Dort lebte er als Bauer. Als ich ihn traf, galt seine einzige Sorge seinem damaligen Flugzeug. Was ist aus meiner JU geworden, wollte er von mir wissen.“
Was hatte der JU-Pilot zu berichten?
Wermusch: „Wälisch und noch ein Pilot sollten zwei Maschinen vom polnischen Flugplatz Thorn in Pommern nach Rerik bei Wustrow fliegen. Die 27 zu transportierenden Kisten waren auf zwei Transportmaschinen aufgeteilt worden. In Wälischs Maschine passten nur 11 Kisten rein, die anderen gingen aber alle in die andere Maschine rein. Die Kisten waren unterschiedlich groß. Das Holz war noch ganz frisch. Doch als sich Wälisch auf den Weg zu seiner JU machte, überrollten russische Panzer den Stützpunkt. Wälisch wurden beide Beine gebrochen. Doch die Russen konnten den Abflug der beiden Transportmaschinen nicht verhindern. Der andere Pilot schaffte es unverletzt bis zu seinem Cockpit und startete durch. Und Wälischs Maschine wurde von seinem Bordmechaniker übernommen. Konnte der denn überhaupt fliegen, wollte ich von Wälisch wissen. Der Pilot antwortete mir: Der konnte besser fliegen als ich. Die beiden Maschinen sind also auf jeden Fall abgeflogen. Der Zielflughafen hieß Rerik .“
Reichen die Aussagen des Wehrmachtspiloten als Beweis?
image Wermusch: „Die Angaben des Piloten decken sich mit dem damaligen Funkspruch von Sturmbannführer Gustav Wyst ans Reichssicherheits- hauptamt. Wyst hatte den Funkspruch später in seiner Meldetasche aufbewahrt. Nach seinem umstrittenen Tod am 14. Oktober 1947 (angeblich an den Folgen eines Lungensteckschusses) fand sein Sohn Rudi die Tasche im Kohlenkeller im heimatlichen Elsterberg in Sachsen. Der Funkspruch lautete: An Reichssicherheitshauptamt. Befehl ausgeführt. Aktion Bernsteinzimmer beendet. Einlagerung in B III. Zugänge befehlsgemäß getarnt. Sprengung erfolgt. Opfer durch Feindeinwirkung. Melde mich zurück. Gustav Wyst.“
Was sich hinter dem Kürzel B III verbirgt, ist bis heute ungeklärt. Die Sowjets, die seit 1959 durch das Verhör von Rudi Wyst von dem Funkspruch wussten, vermuteten viele Jahre, dass der Bunker III am Steindamm in Königsberg (Ostpreußen) gemeint sei. In das dortige Schloss hatten die Nazis das Bernsteinzimmer nach dem Raub aus dem Katharinenpalast in Zarskoje Selo im Jahre 1941 gebracht und ausgestellt. Die dortige Suche der Sowjets blieb erfolglos. Nun muss man wohl nach B III im Sperrgebiet Wustrow suchen.
Aber es gibt noch eine zweite Theorie. Danach führt die Spur an die litauische Ostsee.http://www.baltische-rundschau.eu/2009/04/07/nazis-versteckten-das-bernsteinzimmer-an-der-ostsee
image Der hauptberufliche Kunst-Schatzsucher und Tiefbauingenieur Bernd-Siegfried Stragies (49) von der Firma Historische Bauelemente Marwitz bei Berlin ist felsenfest überzeugt: „Das Bersteinzimmer existiert auf keinen Fall auf deutschem Boden. Es liegt in Litauen vergraben.“ Gegenüber GoMoPa nennt Stragies auch den Ort, wo seiner Meinung nach die insgesamt 40 Holzkisten mit den Bernsteinpaneelen und anderen Schätzen aus der Festung Königstein im Frühjahr 1945 vor der Roten Armee versteckt wurden. Stragies: „Der Ort heißt Schwarzort, heute Jodkrante. Er liegt mitten auf der 100 Kilometer langen Ostsee-Dünen-Halbinsel Kurische Nehrung in Litauen. Der ostpreußische Gauleiter Erich Koch hatte in dem Dorf, das wegen einer früheren Bernsteinproduktion sogar einen eigenen Hafen hat, ein Wochenendhaus.“
Warum sollte Koch die kostbaren Bernsteinschnitzereien in seine Datsche bringen?
image Stragies: „Natürlich hat er den Bernstein nicht in seinem Haus versteckt. So dumm war er nicht. Es musste doch schnell gehen und dennoch sicher sein. Und was gab es da für ein besseres Versteck als die Dünen hinter dem Dorf? Sie sind die höchsten der Welt und sind von dichten Bäumen bewachsen. Deshalb heißt der Ort Schwarzort. Und im Gegensatz zum benachbarten Nidden, das schon mehrmals umgesiedelt werden musste, können die Dünen in Schwarzort wegen der vielen Wurzeln nicht wandern. Der Wald selbst ist ein Irrgarten, in dem man sich verlaufen kann. Die Litauer halten ihn in ihren Sagen für einen Märchenwald und haben im Süden des Dorfes am sogenannten Hexenberg große Eichenfiguren geschnitzt und aufgestellt.“
Und warum hat noch niemand die Bernsteinkisten ausgebuddelt?
Stragies: „Die Litauer haben danach gegraben, jedoch an der falschen Stelle. Nämlich mehr nach Klaipeda hin, dem früheren Kurort Memel.“
Wird Stragies die richtige Stelle finden?
Stragies: „Es ist eine Frage der Zeit. Ich war schon zwei Mal in Schwarzort, zuletzt 2005. Nächstes Jahr fahre ich wieder hin. Die Datsche von Koch gibt es nicht mehr. Man muss einen Zeitzeugen finden, der sich erinnert. Viele leben noch. 100.000 Deutsche blieben bei der Flucht in Ostpreußen zurück.“

Wird das Bernstein-Zimmer nicht beschädigt sein?

Stragies: „Nein, Bernstein besteht aus 50 Millionen Jahren alten Baumharztropfen. Die kann man einfach so in den Sand werfen, ohne dass etwas passiert. Die brauchte man auf keinen Fall extra in einen Stollen schaffen.“
Was halten die beiden Bernsteinzimmer-Jäger von den Bernsteinzimmer-Grabungen durch den Bürgermeister von Deutschneudorf, Heinz-Peter Haustein im Erzgebirge an der sächsisch-tschechischen Grenze? Mit einem Spezialortungsgerät habe man 1,9 Tonnen Gold in 20 Metern Tiefe ausgemacht. Die Stelle decke sich mit Koordinaten eines Nazi-Goldverstecks, die ein Wehrmachtssoldat aus Schleswig-Holstein seinem Sohn Christian Hanisch vor zwei Monaten hinterlassen hat.
Wermusch: Für das Erzgebirge gibt es keinerlei echte Anhaltspunkte. Stragies: Ich freue mich über jeden, der mithilft, diesen Weltkulturschatz zu finden. Ich hoffe, dass die Bürger von Deutschneudorf etwas Wertvolles finden werden, aber das Bernsteinzimmer wird es nicht sein, das liegt im Norden.
GoMoPa: Vielen Dank für dieses Gespräch.
Quelle: gomopa
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